Das Märchen von der Traurigkeit |
bialone
Jagdbootstaffelführer
Dabei seit: 10.09.2002
Beiträge: 634
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Das Märchen von der Traurigkeit |
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Es war einmal eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlangkam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.
Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges sass, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?"
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.
"Ach die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüssen.
"
u kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"
"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weisst doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen möchte: Warum siehst du so mutlos aus?"
"Ich... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verstaendnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."
Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weisst du", begann sie zögernd und äuserst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreissen. Und sie spüren das Reissen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich
nicht fühlen müssen."
"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet."
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können
sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schliesslich ganz verzweifelt.
Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.
"Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt."
Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber...aber - wer bist eigentlich du?"
"Ich?!" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen.
Ich bin die Hoffnung.
P.S. Ich danke dem Schreiber, der mir diese Geschichte schickte. Sie hat mir ein Stück weit geholfen. Denn ich bin trauig in der Hoffnung...
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23.01.2003 11:14 |
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Berzerker
Jägergarnisonstechniker
Dabei seit: 13.09.2002
Beiträge: 59
Herkunft: Magdeburg xdE Allianz: Netbios Service Port
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Joa ich will hier nicht viel meckern, denn sowas liest man sich durch und kopiert das irgednwo auf die platte und weiß dann, das man im notfall(falls mal wieder schlechtere zeiten kommen) sowas nochmal
hat
P.S wenn man gerade fett drauf is, dann muss man sich sowas nciht durchlesen...
__________________
139
<proudTCon|Bierfaessl|proud139> typisch berzi
<vit^afk> jo noob durch und durch
<[TCon]1|Janis> ich flieg immer amok druff=P
<[TCon]1|Janis> wenn ich lust hab^^
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23.01.2003 16:27 |
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bialone
Jagdbootstaffelführer
Dabei seit: 10.09.2002
Beiträge: 634
Themenstarter
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Ja, den Kommentar hättest dir echt sparen können...
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23.01.2003 20:14 |
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Berzerker
Jägergarnisonstechniker
Dabei seit: 13.09.2002
Beiträge: 59
Herkunft: Magdeburg xdE Allianz: Netbios Service Port
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Mmmh......find ich jetzt komisch von dir...ich denk mal du hast mich da falsch verstanden..hab doch gesgat, dass die egschichte okay ist und das man so eine immer ahben soltle, weil es viele situationen gibt, wo man sie vielleicht posten kann oder schicken kann oder ähnliches halt....hab keinerlei was gegen die geschichte gesagt! Deswegen auch dieser liebe smilie udn nicht diesen türkisen dummgrinsenden...
Immer wird man missverstanden..
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139
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23.01.2003 21:09 |
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Sorrow
Hornissenlackierer
Dabei seit: 27.12.2002
Beiträge: 34
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Genau, denn die Geschichte ist erstklassig: Ich finde die Personifiezierung der Hoffnung und der trauer ganz interssant. Die eine alt und doch jung, die ander wiederum fast körperlos...
__________________ In einer Welt, die von Wahnsinn regiert wird, kann nur der Wahnsinnige überleben. Aber diejenigen, die überleben, bestimmen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.
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23.01.2003 21:13 |
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bialone
Jagdbootstaffelführer
Dabei seit: 10.09.2002
Beiträge: 634
Themenstarter
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Ok, Berzerker... meine Reaktion bezog sich wohl vor allem auf deine "P.S - Nachricht".
Smilys werden bei mir im Forum leider nur als rotes Kreuz angeseigt seit dem Serverumzug. Woran das liegt, weiss ich nicht. Danke für deine Aufklärung.
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23.01.2003 21:35 |
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Lorien
Plasmaturmpolierer
Dabei seit: 21.01.2003
Beiträge: 14
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Der Text ist wirklich gut!
Ich hatte auch Phasen meines Lebens gehabt in denen ich meine schlechten Gefühle einfach verdrängt habe. Auch durch Alkohol oder Zigaretten.
Die Geschichte ist in sofern wahr, das wenn man die Traurigkeit rauslässt, sich zwar manchmal etwas schlechter fühlt, man aber auf lange Sicht den Schmerz besiegen kann, der in einem lebt.
__________________ Lorien aka Soran
CGHMN
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23.01.2003 21:45 |
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Scorpy
Grünschnabel
Dabei seit: 19.09.2002
Beiträge: 9
Herkunft: Wiesbaden - Auringen xdE Allianz: GoH SDE Allianz: -/-
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ich find's einfach eine schöne Geschichte :-) mehr kann/brauch ich eigentlich auch nicht dazu zu sagen :-) einfach schön....
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23.01.2003 22:09 |
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Sorrow
Hornissenlackierer
Dabei seit: 27.12.2002
Beiträge: 34
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Ja, das ist sie wirklich...
__________________ In einer Welt, die von Wahnsinn regiert wird, kann nur der Wahnsinnige überleben. Aber diejenigen, die überleben, bestimmen die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn.
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24.01.2003 12:53 |
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DJ16EL
Schlachtschiffkapitän
Dabei seit: 11.09.2002
Beiträge: 1.972
Herkunft: DE xdE Allianz: GoH 4 Ever
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DIe Geschichte ist wirklich sehr schön und voallem sehr Aussagekräftig.
Ich denke, jeder ist einmal an einer solchen Situation und sollte sich immer an eine Solche Geschichte erinnert fühlen, auch wenn es vielleicht in diesem Moment keine Besserung bringt, wird man aber zu einem späteren Zeitpunkt begreifen, das das "herauslassen" das "freilegen" der Gefühle und das glauben an die Hoffnung einen ein Stückchen höher in der eigenen Lebensstufe gebracht hat.
Auch wenn ich eben nicht ein solcher Mensch bin, der Gefühle rauslassen kann und lieber alles in mich hineinfresse, muß ich sagen, das man sowas nicht vergisst, sondern einfach unterdrückt und das sollte ich / auch andere lernen, dies eben nicht zu tun.
Tschüü...DJ16EL
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Let the computer work for you, but never become a slave of the technical systems.
"Man kann keinen Fehler in einem Programm korrigieren, den man nicht kennt." (Dijkstra, Edsger W.)
Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus. (Ebner-Eschenbach, Marie)
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24.01.2003 13:42 |
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